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Praktikum im Fotoloft - wie ist das eigentlich?

Disclaimer des Teams: Wenn ihr gern ein Praktikum bei uns machen wollt, bitte beachtet, dass wir nur PraktikantInnen mit einer Mindestpraktikumszeit von 6 Monaten oder länger annehmen können. Warum erfahrt ihr im Text:



Praktikum suchen – kennt jeder. Soll ich wieder da hin, wo ich schon war, oder mal was Neues ausprobieren? So ging es mir, Muriel - der aktuellen Praktikantin im Fotoloft, auch. Praktika waren für mich bisher immer nur langweilige Bürojobs, bei denen ich Kaffee holen und Papier schreddern musste.

Um mein Fachabi zu machen, suchte ich dieses Mal aber ein halbjähriges Praktikum. Und ich wollte endlich ein Praktikum, das richtig spannend ist! Da ich schon immer Fotografin werden wollte, fiel die Wahl schnell auf Fotostudios. Aber die meisten Studios, die mehr als Passfotos anboten, hatten entweder keine Praktikumsplätze oder sie gefielen mir einfach nicht. Es gab viele Absagen.

Dann stieß ich auf das Fotoloft. Das Team sah auf den Bildern super sympathisch aus, also dachte ich, warum nicht? Ein paar Tage später hatte ich ein Kennenlerngespräch, und ich war total nervös. Aber es war alles ganz entspannt – kein steifes Bewerbungsgespräch, einfach quatschen und kennenlernen. Und wenig später kam die Zusage – ich war total happy!

Aber jetzt mal ehrlich: Wie ist es im Fotoloft Erfurt wirklich als Praktikantin? Kann man hier was lernen oder ist das wieder nur ein 08/15 Praktikum?

Ich würde nach 4 Monaten sagen, es ist definitiv ersteres. Du lernst hier Schritt für Schritt den Arbeitsalltag kennen und darfst dich immer mehr ausprobieren. Mein Praktikum könnte man in drei Bausteine unterteilen, die sich je nach Saison etwas unterscheiden. Im Winter hast du eher Xmas-Shootings und weniger andere Aufträge, während im Frühling und Sommer vor allem Kita- und Hochzeitsfotografie ansteht.

Phase 1: Kennenlernen und Grundabläufe festigen

Zu Beginn habe ich vor allem die Basics gelernt – wie sind die Abläufe im Loft, wie importiere und exportiere ich Bilder, und wie funktioniert das System hier überhaupt? Das war vor allem viel Arbeit am PC und immer wieder dieselben Abläufe üben, bis ich sie auswendig konnte. Keine Sorge, es gibt genug Abwechslung und andere Aufgaben, sodass es nie langweilig wird.
Außerdem wurde ich oft zu Shootings mitgenommen und durfte teils zuschauen, aber auch selbst fotografieren. Schon nach kurzer Zeit war ich das erste Mal in einer Kita oder bei einer standesamtlichen Hochzeit dabei. Der Sinn dahinter war, den Umgang mit der Kamera zu lernen, zu erfahren, wie man mit Kund:innen umgeht, und mir typische Verhaltensweisen von den anderen Fotograf:innen abzuschauen – zum Beispiel, wie man Kinder zum Lachen bringt oder gestresste Kunden beruhigt.
Auch die Bildbearbeitung habe ich in dieser Phase gelernt. Mit viel Geduld hat mir vor allem Paul gezeigt, wie das geht. Zuerst habe ich zugeschaut und praktisch gelernt, was die verschiedenen Tools können und welche Tricks es gibt. Später habe ich dann selbst Bilder bearbeitet, und Karo und Paul waren immer an meiner Seite, um mir zu helfen. Nach ein paar Versuchen habe ich dann selbstständig gearbeitet, und am Ende haben wir immer noch zusammen die Bilder durchgesehen und ich habe Feedback erhalten – das ist übrigens immer noch so.
Neben der Arbeit, die sich rund um's Foto Business dreht, habe ich auch gelernt, wie man für alle das Mittagessen kocht. Beim gemeinsamen Frühstück und Mittagessen wird viel gequatscht, und man lernt sich immer besser kennen. Langsam bekommt man mit, wer hier wie tickt – und ich muss zugeben, Felix' kleine Witze bleiben einem nicht verborgen! ;)
Auch der tägliche Gossip bleibt nicht aus. Als Praktikantin darfst du an allen Gesprächen teilnehmen und wirst nicht einfach übergangen – und genau das schätze ich hier so sehr. Man ist nicht nur die Praktikantin, sondern ein Teil des Teams, auch wenn es nur für eine begrenzte Zeit ist. 

Phase 2: Grundlagen festigen und selbstständiger werden

In dieser Phase durfte ich immer mehr selbst fotografieren, aber es war immer jemand dabei. Natürlich gab es auch Fehler – das ist völlig normal. Die Fotos, die ich gemacht habe, habe ich dann selbst bearbeitet, und irgendwann kamen sie in echte Aufträge rein. Am Anfang war das noch nicht so viel, aber mit der Zeit wurden es immer mehr. Auch meinen ersten „Human of Erfurt“-Shoot hatte ich in dieser Phase – da sind zwei sehr schöne Bilder dabei gewesen, von denen die Kundin sogar eines für den Beitrag ausgewählt hat.
Ich war auch das erste Mal Second bei den Xmas-Shootings und habe gelernt, wie ich mit den Kund:innen umgehe, sie entertaine und den First unterstütze. Der First ist der Fotograf, der Second ist die helfende Hand.
Natürlich war ich manchmal ein bisschen nervös und wusste nicht immer, was ich tun soll – das gehört dazu. Beim zweiten Fotoshoot für „Human of Erfurt“ habe ich zum Beispiel gar nichts selbst fotografiert, und das war auch okay. Ein großes Problem waren für mich zu Beginn technische Fehler und falsche Kamera-Einstellungen. Ich war oft einfach ein bisschen unaufmerksam und habe mich zu sehr auf die Kommunikation konzentriert, was mir vor allem am Anfang schwerfiel.
Ich durfte außerdem in den Social-Media-Bereich schnuppern, eigene Ideen einbringen, Posts erstellen und mit Eliza zusammen Videos aufnehmen. Das war einer meiner Lieblingsbereiche, wenn du mich fragst.
Diese zweite Phase kann manchmal frustrierend sein, aber das gehört zum Lernprozess. Das Team steht immer unterstützend an deiner Seite, motiviert dich und gibt dir hilfreiches Feedback – auch wenn mal etwas schiefgeht. Wie Paul immer sagt: „Dafür bist du hier – um es zu lernen und um jetzt die Fehler zu machen.“
Ein kleiner Reminder: Nicht jeder Tag ist perfekt. Es gibt auch mal schlechte Tage, an denen im Team nicht unbedingt die beste Stimmung oder Geduld herrscht. Das sind auch alles Menschen und das ist völlig normal. Falls mal jemand den falschen Ton trifft, wird sich aber immer entschuldigt. Und auch wenn es mal stressig ist – besonders während der Kita- oder Xmas-Saison – kommt es vor, dass das Team mal gestresst ist.

Phase 3: Gelerntes umsetzen und eigene Aufträge übernehmen

Dies ist die bisher anstrengendste und aufregendste Phase – und auch die, in der du die weniger schönen Seiten des Jobs kennenlernst.
Hier durfte ich meine ersten eigenen Aufträge übernehmen. So habe ich zum Beispiel alleine „Human of Erfurt“-Shootings gemacht – ein Projekt, das ich immer noch liebe und das mir einfach Spaß macht. Die verschiedenen Menschen mit ihren Geschichten zu treffen, zuzuhören und sie in Szene zu setzen, ist einfach spannend!
Ich habe auch das erste Mal selbst XMAS-Shoots fotografiert und eigene externe Aufträge übernommen, wie zum Beispiel ein ehrenamtliches Shooting im Kinder-, Jugend- und Mütterheim für Weihnachts-Portraits. Im Kindergarten wurden mir die ersten eigenen Kinder zugewiesen, die ich fotografieren sollte. Auch hier gab es mal nicht so gute Erfahrungen, wenn es einfach nicht „vibed“ oder wenn ich selbst nicht so gut drauf war, aber trotzdem versuchen musste, das Beste rauszuholen.
Das ist meiner Meinung nach der größte Nachteil dieses Jobs: Deine „Social Battery“ wird extrem beansprucht. Unter der Woche bei den „Human of Erfurt“-Shootings und kleineren Xmas-Shoots und am Wochenende – besonders wenn du bis zu 18 Xmas-Minishoots hast – musst du immer wieder neue Familien entertainen, vielleicht den Stress der Kund:innen auffangen und sie in gute Laune versetzen. Du musst einfach eine Maske entwickeln, die du vor den Kund:innen aufsetzt, um freundlich und glücklich zu wirken – auch wenn du selber einen beschissenen Tag hast.
Da du als Praktikant:in hier so viel machen darfst, kann dich das auch echt überrumpeln und überfordern, besonders wenn du am Wochenende früh ins Loft kommst und Paul dich spontan dazu bringt, selber zu fotografieren. Natürlich zwingt dich niemand, und du kannst auch nein sagen, aber es kann schon ziemlich anstrengend sein.
Es gibt Samstage und Sonntage, an denen ich am Ende einfach keinen Bock mehr hatte, mit irgendwem zu interagieren. Das ist normal und gehört zum Job dazu – aber als jemand, der das vorher nicht kannte, ist es ziemlich krass und kann auch abschrecken.
Trotzdem ist es ein unglaublich tolles Gefühl, das erste Mal Lob von einem Kunden zu bekommen, den du selbst fotografiert hast, und zu sehen, wie Leute DEINE Bilder kaufen und positives Feedback hinterlassen. Das macht es mehr als wett, die Anstrengung auf sich zu nehmen, um den Leuten eine schöne Erinnerung zu schenken – und das alles als Praktikantin.
Der Social-Media-Bereich bleibt weiterhin ein Teil meiner Aufgaben, und ich sollte mir selbst etwas einfallen lassen, was nicht immer leicht ist, wenn man sonst immer nur durch Trends inspiriert wurde.
Eine weitere Aufgabe, die dazukommt, ist der organisatorische Kram – E-Mails schreiben, Listen für Xmas erstellen usw. Aber das wird erst relevant, wenn du länger dabei bist.

Ein wichtiger Punkt:

Was du in deinem Praktikum machst und wie viel du lernst, hängt natürlich von der Länge deines Praktikums ab. Ich bin hier ein halbes Jahr und kann daher viel mehr machen und lernen als jemand, der nur eine Woche da ist. In einer Woche wirst du wohl nur wenig komplett alleine machen können, aber zum Reinschnuppern lohnt es sich auf jeden Fall.
In einem Monat wirst du vielleicht bis Phase 2 kommen, aber so tief wirst du nicht in die Materie einsteigen können. Mehr als in einer Woche wirst du aber natürlich trotzdem lernen. Also erwarte nicht, dass du in so kurzer Zeit das machen kannst, was ich gemacht habe und mache. Aber das Team wird sich bemühen, dir so gut wie möglich einen Einblick zu geben und dir etwas beizubringen. Und ganz ehrlich: Allein für den Spaß, den du mit dem Team haben wirst, lohnt es sich!

Fazit:

Ein Praktikum im Fotoloft ist vielfältig und macht echt Spaß. Ich persönlich bereue nichts – auch wenn es mal stressige Tage gibt oder man sich leer gesogen fühlt. Die Erfahrung, die man hier sammeln darf, macht alles wieder wett.